Wenn Frust zur Chance wird
- sholzer4
- vor 2 Tagen
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Unsere interne Weiterbildung zum Thema Frustrationstoleranz
Wann hast du dich das letzte Mal so richtig geärgert oder frustriert gefühlt – im Beruf, im Alltag oder vielleicht im Kontakt mit unseren Jugendlichen? Genau diese Frage stellte uns Roger Sigrist (https://sigrist.coach/) zu Beginn der internen Weiterbildung zum Thema Frustrationstoleranz. Und schon war klar: Dieses Thema betrifft uns alle: Ganz persönlich und zugleich unmittelbar in unserer Arbeit.

Frustrationstoleranz bedeutet, Unzufriedenheit, Enttäuschung oder Misserfolg aushalten zu können, ohne impulsiv oder destruktiv zu reagieren. Es geht darum, inneren Druck zu regulieren und trotz unerfüllter Erwartungen handlungsfähig zu bleiben. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn Frust gehört zum Leben, und er zeigt sich dort, wo wir mit Erwartungen, Zielen und Grenzen konfrontiert werden.
Roger Sigrist führte uns durch spannende Inputs, praktische Übungen und ehrliche Reflexionen. Dabei wurde rasch klar, wie eng Frustrationstoleranz und Impulskontrolle zusammenhängen: Der Frust entsteht im Innern, wenn etwas nicht so läuft wie geplant. Doch wie wir darauf reagieren, entscheidet darüber, ob wir uns selbst blockieren oder wachsen.
Ein Beispiel machte das greifbar:
„Ich erwarte, dass mein Klient pünktlich kommt.“ Realität: Er kommt 30 Minuten zu spät. Ergebnis: Frust.
Was nun? Drei Wege zeigte Roger auf:
Aushalten – das Gefühl bewusst wahrnehmen, ohne sich davon mitreissen zu lassen.
Anpassen – Erwartungen überprüfen und, wenn nötig, loslassen.
Aktiv handeln – die Situation ansprechen und verändern.
Frust ist also keine Sackgasse, sondern ein Signal. Wenn wir ihn verstehen, können wir ihn konstruktiv nutzen – für mehr Selbstwirksamkeit und innere Ruhe.
Besonders eindrücklich war die Erkenntnis, dass Frust oft auch mit unseren inneren Antreibern zusammenhängt. Diese leisen Stimmen in uns „Sei perfekt!“, „Mach schnell!“, „Sei stark!“ „Sei gefällig“ „Streng dich an“ treiben uns an, können aber auch Druck erzeugen. Wer sie kennt und regulieren kann, bleibt gelassener, auch wenn etwas nicht so klappt wie erhofft.
Wer seine eigenen inneren Antreiber kennenlernen möchte, kann den von Roger genutzten Fragebogen zu den inneren Antreibern ausfüllen. Er hilft, persönliche Antreiber und Erwartungsmuster sichtbar zu machen und ist ein spannender Schritt zur Selbstreflexion sowie mehr Gelassenheit im Alltag: 👉 Zum Fragebogen
In kleinen Gruppen reflektierten wir, wie wir persönlich und als Team mit Frust umgehen und wie sich das im Alltag zeigt. Übungen wie die „Leonardo-Brücke“ oder die „Pipeline“ machten erlebbar, wie schnell Frust entsteht, wenn etwas nicht funktioniert, und wie wichtig Kommunikation, Vertrauen und Humor dabei sind.
Am Ende blieb ein starkes Fazit: Frustrationstoleranz heisst nicht, alles einfach hinzunehmen. Sie bedeutet, bewusst mit Emotionen umzugehen, flexibel zu bleiben und aus schwierigen Momenten zu lernen. Gerade in unserer Arbeit mit Jugendlichen ist das zentral: Denn sie brauchen Erwachsene, die authentisch bleiben, auch wenn’s mal nicht rund läuft.
Diese Weiterbildung war eine wertvolle Erinnerung daran, dass Entwicklung nicht nur bei unseren Jugendlichen stattfindet, sondern auch bei uns selbst. Wir lernen ständig weiter: Fachlich, menschlich und miteinander.
"Denn wer Frust aushalten kann, kann auch wachsen."
