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ADHS verstehen

  • sholzer4
  • 28. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 7 Tagen

Wie Wissen und Haltung den Unterschied machen


ADHS wird in der heutigen Gesellschaft zunehmend sichtbarer – teils, weil die Häufigkeit der Diagnose zunimmt, teils, weil Medien und Forschung das Thema stärker beleuchten und das gesellschaftliche Bewusstsein dafür wächst. Fachleute vermuten, dass die digitale Reizüberflutung und der Mangel an klaren Strukturen in der modernen Welt dazu beitragen, dass ADHS-Symptome deutlicher auftreten.


Gleichzeitig hat sich die Wahrnehmung verändert: ADHS wird heute nicht mehr ausschliesslich als Krankheit verstanden, sondern als Form von Neurodiversität: Mit Herausforderungen, aber auch mit besonderen Stärken wie Kreativität, Intuition und Energie.

Unser ADHS-Coach, Fabio Lanza, begleitet bei der Stiftung Dreipunkt Jugendliche und junge Erwachsene mit dieser neurobiologischen Besonderheit. Er weiss aus eigener Erfahrung, wovon er spricht – er ist selbst ADHS-betroffen. Diese persönliche Perspektive hilft ihm, Betroffene auf Augenhöhe zu verstehen und individuell zu begleiten.


Sein Ansatz zeigt, wie entscheidend Wissen, Verständnis und Haltung sind. Nicht nur für Fachpersonen, sondern für alle, die junge Menschen auf ihrem Weg begleiten. Denn wer ADHS versteht, erkennt Potenziale, wo andere Grenzen sehen.


Fabio Lanza, ADHS-Coach
Fabio Lanza, ADHS-Coach & Fachperson Beratung und Begleitung Werkstätten

Was ist ADHS wirklich?


ADHS – die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung – ist keine Modeerscheinung und kein Etikett, das man einfach jemandem zuschreibt. Es handelt sich um eine neurobiologische Besonderheit, bei der das Gehirn anders arbeitet, Reize anders verarbeitet und andere Strategien braucht.


Menschen mit ADHS sind oft kreativ, intuitiv und energiegeladen, aber ihr Denken verläuft anders: Reize werden weniger gefiltert, Emotionen intensiver erlebt, die Aufmerksamkeit springt schneller von Thema zu Thema. Das führt im Alltag manchmal zu Überforderung, aber auch zu aussergewöhnlicher Wahrnehmung und Begeisterungsfähigkeit.

Oder wie Fabio Lanza es formuliert: „Das Hirn funktioniert anders – also braucht es auch andere Wege, damit umzugehen."


Alltag mit ADHS – Perspektivenwechsel


Wer ADHS nicht kennt, sieht oft nur das Verhalten: Unruhe, Vergesslichkeit, Impulsivität. Doch hinter diesen Mustern steckt meist ein anderes Erleben: Ein ständiges Ringen um Fokus, Struktur und Selbststeuerung. Das Gefühl, „zu viel“ oder „nicht genug“ zu sein. Die hohe Sensibilität, gepaart mit einer inneren Getriebenheit.


In der Weiterbildung wurde deutlich, wie wichtig es ist, die Perspektive zu wechseln: Nicht „das Kind ist schwierig“, sondern „die Situation ist schwierig“.

Ein Satz, der bei vielen im Raum hängen blieb:

„Wenn wir verstehen, was hinter dem Verhalten steckt, können wir besser begleiten.“


ADHS-Coaching bei Dreipunkt: Unser Vorgehen


Bei Dreipunkt begleiten wir Jugendliche auf ihrem Weg in Ausbildung und Arbeit. Unser ADHS-Coaching unterscheidet sich bewusst von reiner Beratung: Lösungen werden gemeinsam erarbeitet, und wir setzen auf eine Beziehung auf Augenhöhe.


Weitere zentrale Prinzipien unseres Coachings sind:


  • Verantwortung übertragen: Jugendliche übernehmen selbst die Steuerung und erleben ihre Selbstwirksamkeit.

  • Fehler- und Qualitätskultur: Fehler dürfen gemacht werden, sie sind Lerngelegenheiten, nicht Makel.

  • Wir-Gefühl stärken: Wir arbeiten zusammen, nicht gegeneinander.

  • Stärken erkennen: Die individuellen Fähigkeiten der Jugendlichen werden bewusst sichtbar gemacht.


Dieses Vorgehen fördert Selbstvertrauen, Motivation und nachhaltige Entwicklung. Die Jugendlichen erleben, dass sie selbst aktiv gestalten können, anstatt nur Vorgaben umzusetzen.


Was das für unsere Arbeit bedeutet


ADHS stellt uns vor Herausforderungen, fordert uns aber gleichzeitig auf, unsere eigene Haltung zu reflektieren. Unterstützend wirken dabei:


  • Klare Strukturen, aber mit Raum für Mitgestaltung

  • Kurze, überschaubare Aufgaben statt langer To-do-Listen

  • Bewegung und Pausen bewusst zulassen

  • Erfolgserlebnisse schaffen, auch in kleinen Schritten

  • Stärken sichtbar machen statt Defizite zu betonen

  • Beziehung vor Methode: Empathie, Humor und Authentizität schaffen Vertrauen


Zentral ist dabei eine Haltung, die auf Selbstwirksamkeit setzt: Jugendliche erleben, dass sie etwas bewirken können. Sie übernehmen Verantwortung, dürfen Fehler machen und werden als ganze Menschen gesehen.


Mehr Verständnis – mehr Chancen


ADHS wächst sich nicht aus. Doch mit der richtigen Unterstützung kann daraus Stärke werden. Wer Betroffene versteht, schafft Möglichkeiten in Schule, Beruf und Alltag.


„Wir sind zusammen unterwegs, nicht gegeneinander.“

Bei Dreipunkt heisst das: Wir begegnen Jugendlichen mit Offenheit, Humor und Vertrauen. Wir glauben an ihre Fähigkeiten, auch dann, wenn sie selbst gerade zweifeln.


 
 
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